Rot-Weiß-Rot-Karte in Österreich beantragen
Die Rot-Weiß-Rot-Karte ist ein zentrales Element der österreichischen Einwanderungspolitik. Sie ermöglicht qualifizierten Personen aus Drittstaaten den legalen Zuzug nach Österreich – zur Arbeit oder zur gezielten Integration in den Arbeitsmarkt. Doch wie genau funktioniert das Verfahren? Wer bekommt die Karte, welche Voraussetzungen müssen erfüllt werden und was müssen Arbeitgeber wissen? Dieser umfassende Beitrag beleuchtet alle Details.
Was ist die Rot-Weiß-Rot-Karte und warum gibt es sie überhaupt?
Die Rot-Weiß-Rot-Karte wurde eingeführt, um den österreichischen Arbeitsmarkt gezielt für internationale Fachkräfte zu öffnen. Im Gegensatz zu klassischen Aufenthaltstiteln basiert sie auf einem leistungsorientierten Punktesystem. Wer gewisse Mindestanforderungen in Ausbildung, Berufserfahrung und Sprachkenntnissen erfüllt, erhält Zugang zum österreichischen Arbeitsmarkt. Ziel ist, den Fachkräftemangel nachhaltig zu bekämpfen und gleichzeitig eine gesteuerte, qualitative Zuwanderung zu ermöglichen.
Die Karte ist kein Asyl- oder Flüchtlingsprogramm, sondern richtet sich an Personen, die aus beruflichen Gründen nach Österreich ziehen möchten – in der Regel mit einem konkreten Jobangebot.
Für wen ist die Rot-Weiß-Rot-Karte geeignet? – Zielgruppen & Kategorien im Überblick
Die RWR-Karte steht nur bestimmten Gruppen von Drittstaatsangehörigen offen. Folgende Kategorien sind im Gesetz verankert:
- Besonders Hochqualifizierte (z. B. Wissenschaftler, IT-Experten)
- Fachkräfte in Mangelberufen
- Sonstige Schlüsselkräfte
- Studienabsolventen österreichischer Hochschulen
- Selbständige Schlüsselkräfte
- Start-up-Gründer
- Ausbildungsabsolventen mit Jobangebot
Jede Zielgruppe hat eigene Kriterien und Bewertungspunkte. Grundvoraussetzung ist immer eine ausreichende Qualifikation sowie – je nach Kategorie – ein Arbeitsplatz in Österreich mit einem branchenspezifischen Mindestgehalt.
Die verschiedenen Varianten der Rot-Weiß-Rot-Karte – ein System mit Perspektive
Es gibt mehrere Ausprägungen der Karte, je nachdem, wie lange jemand schon in Österreich lebt und welche Qualifikationen vorhanden sind:
Die verschiedenen Varianten der Rot-Weiß-Rot-Karte – ein System mit Perspektive
Variante | Zielgruppe | Gültigkeit | Besonderheit |
---|---|---|---|
Rot-Weiß-Rot-Karte | Fachkräfte aus Drittstaaten | 24 Monate | Arbeitgebergebunden |
Rot-Weiß-Rot-Karte Plus | Nach 21 Monaten Beschäftigung | bis zu 36 Monate | Freier Zugang zum Arbeitsmarkt |
Blaue Karte EU | Hochqualifizierte mit Hochschulabschluss | 24 Monate | Arbeitgebergebunden, EU-weite Mobilität möglich |
Die Plus-Karte ist besonders interessant, da sie nicht an einen Arbeitgeber gebunden ist.
Die wichtigste Weiterentwicklung ist die Rot-Weiß-Rot-Karte Plus, die nach 21 Monaten legaler Beschäftigung beantragt werden kann. Sie erlaubt freien Zugang zum Arbeitsmarkt, unabhängig vom Arbeitgeber. Das ist besonders attraktiv für Personen, die langfristig in Österreich Fuß fassen wollen.
Wie funktioniert das Punktesystem der Rot-Weiß-Rot-Karte?
Das Punktesystem bewertet Bewerber nach:
- Ausbildung
- Berufserfahrung
- Sprachkenntnissen (Deutsch/Englisch)
- Alter
- Zusatzkriterien wie Studienabschluss in Österreich
Wie funktioniert das Punktesystem der Rot-Weiß-Rot-Karte?
Die Punktevergabe erfolgt nach einem standardisierten System:
Kriterium | Maximale Punkte |
---|---|
Ausbildung | 30 |
Berufserfahrung | 20 |
Sprachkenntnisse (Deutsch/Englisch) | 15 |
Alter (je jünger, desto besser) | 15 |
Studium in Österreich | 10 |
Gesamtsumme erforderlich | ≥ 55 Punkte |
Je nach Kategorie sind zwischen 55 und 70 Punkte erforderlich. Dabei zählt nicht nur die Qualifikation – auch das Alter und Sprachkompetenzen fließen stark ins Ergebnis ein.
Voraussetzungen und Unterlagen im Detail – darauf kommt es an
1. Qualifikation & Zeugnisse
Ein anerkannter Berufsabschluss oder Studienabschluss muss nachgewiesen werden. Anerkennungen aus dem Ausland müssen teils nostrifiziert oder übersetzt werden.
2. Sprachkenntnisse
Mindestens Deutsch A1 oder Englisch A2 sind verpflichtend. Je höher das Sprachniveau, desto mehr Punkte. Zertifikate müssen offiziell anerkannt sein.
3. Berufserfahrung
Je mehr relevante Erfahrung in den letzten zehn Jahren, desto besser. 6 Jahre Berufserfahrung ergeben bis zu 20 Punkte.
4. Arbeitsvertrag
Ein konkretes Jobangebot ist bei fast allen Kategorien erforderlich. Dieses muss bestimmte Mindestgehaltsgrenzen erfüllen.
5. Finanzielle Absicherung
Es muss nachgewiesen werden, dass ausreichende Mittel zur Lebenshaltung zur Verfügung stehen – ohne Anspruch auf Sozialleistungen.
Wo beantrage ich die Rot-Weiß-Rot-Karte und wie läuft das Verfahren ab?
1. Antragstellung
Erfolgt entweder bei der österreichischen Botschaft im Herkunftsland oder direkt bei der zuständigen Landesbehörde in Österreich, sofern ein legaler Aufenthalt besteht.
2. Arbeitsmarktprüfung
Das AMS prüft, ob der Arbeitsplatz den Anforderungen entspricht – sowohl was Gehalt als auch Qualifikationsniveau betrifft.
3. Bearbeitungsdauer
Bei vollständigen Unterlagen dauert die Bearbeitung in der Regel 6 bis 8 Wochen. Verzögerungen entstehen häufig durch fehlende Dokumente oder nicht anerkannte Nachweise.
Die Rolle des Arbeitsmarktservice (AMS) – Qualitätssicherung & Prüfung
Das AMS spielt eine zentrale Rolle: Es überprüft, ob der Antragsteller für die gewünschte Position geeignet ist und ob der Arbeitgeber das gesetzlich vorgeschriebene Mindestentgelt zahlt. Ohne eine positive Einschätzung des AMS wird kein Antrag weitergeleitet.
Zusätzlich wird bewertet, ob ein Inländer oder EU-Bürger für diese Position zur Verfügung steht. Ist das nicht der Fall, kann eine Beschäftigungsbewilligung ausgestellt werden.
Herausforderungen und Stolperfallen beim Antrag – was Sie vermeiden sollten
1. Unvollständige Unterlagen
Achten Sie auf beglaubigte Übersetzungen und vollständige Nachweise. Fehlende Dokumente führen zur Ablehnung oder erheblichen Verzögerung.
2. Gehaltsgrenzen unterschritten
Der Arbeitsvertrag muss den Kollektivvertrag erfüllen – andernfalls erfolgt eine automatische Ablehnung.
3. Sprachzertifikate nicht anerkannt
Nur Zertifikate von anerkannten Prüfstellen (z. B. ÖSD, Goethe-Institut) werden gewertet.
4. Fehlende Unterstützung vom Arbeitgeber
Gerade bei der ersten Antragstellung ist eine aktive Rolle des Unternehmens enorm hilfreich – besonders bei Kommunikation mit Behörden.
Verlängerung und Umstieg auf die Rot-Weiß-Rot-Karte Plus
Nach zwei Jahren kann die RWR-Karte verändert oder verlängert werden – etwa in eine Rot-Weiß-Rot-Karte Plus, wenn:
- Sie mindestens 21 Monate bei demselben Arbeitgeber beschäftigt waren
- keine negativen Fremdenrechtsverstöße vorliegen
- die Beschäftigung durchgängig war und melderechtlich korrekt geführt wurde
Die Plus-Karte erlaubt freien Arbeitgeberwechsel und Branchenwechsel – ein klarer Vorteil gegenüber der regulären Karte.
Mit guter Vorbereitung zur erfolgreichen Rot-Weiß-Rot-Karte
Die Rot-Weiß-Rot-Karte bietet gut ausgebildeten Fachkräften eine faire, transparente und gesetzlich fundierte Möglichkeit, in Österreich zu leben und zu arbeiten. Wer die Anforderungen kennt, gut vorbereitet ist und alle Nachweise vollständig einreicht, hat hohe Chancen auf Bewilligung.
Unternehmen profitieren ebenfalls, denn sie gewinnen motivierte, international erprobte Mitarbeiter – ein wichtiger Wettbewerbsfaktor in Zeiten des Fachkräftemangels.
Digitales Personalmanagement für internationale Fachkräfte
Wenn Sie internationale Fachkräfte mit einer Rot-Weiß-Rot-Karte beschäftigen oder künftig verstärkt rekrutieren möchten, sind strukturierte, digitale HR-Prozesse ein entscheidender Erfolgsfaktor. Die Personalwolke bietet Ihnen eine moderne Plattform, um alle HR-Prozesse rund um Zuwanderung, Onboarding, Zeitwirtschaft und Personalverwaltung rechtskonform und effizient zu gestalten.
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FAQ – Häufige Fragen zur Rot-Weiß-Rot-Karte in Österreich
Was ist die Rot-Weiß-Rot-Karte?
Die Rot-Weiß-Rot-Karte ist ein auf Punkte basierender Aufenthaltstitel für qualifizierte Arbeitskräfte aus Drittstaaten (Nicht-EU-/Nicht-EWR-Staaten), die in Österreich beschäftigt werden möchten.
Wer bekommt die Rot-Weiß-Rot-Karte?
Personen aus Drittstaaten, die eine berufliche Qualifikation, relevante Berufserfahrung, Sprachkenntnisse und ein konkretes Jobangebot in Österreich nachweisen können und dabei die erforderliche Punkteanzahl (je nach Kategorie mindestens 55–70 Punkte) erreichen.
Wie funktioniert das Punktesystem?
Punkte gibt es für:
- Ausbildung (bis zu 30 Punkte)
- Berufserfahrung (bis zu 20 Punkte)
- Deutsch- oder Englischkenntnisse (bis zu 15 Punkte)
- Alter (bis zu 15 Punkte)
- Besondere Zusatzkriterien (z. B. Studium in Österreich, bis zu 10 Punkte)
Die Mindestpunkte variieren je nach Zielgruppe (z. B. Fachkräfte in Mangelberufen oder Hochqualifizierte).
Wie kann ich die Rot-Weiß-Rot-Karte beantragen?
Sie können den Antrag im Herkunftsland bei der österreichischen Vertretung (Botschaft oder Konsulat) oder innerhalb Österreichs (bei legalem Aufenthalt) bei der zuständigen Aufenthaltsbehörde stellen.
Welche Unterlagen sind notwendig?
- Reisepass
- Nachweis über Qualifikation (Zeugnisse, Diplome)
- Nachweise zur Berufserfahrung (Arbeitszeugnisse, Referenzen)
- Sprachzertifikate
- Verbindliches Jobangebot oder Arbeitsvertrag
- Nachweis des Bruttogehalts
- Lichtbild (Passfoto)
- Meldezettel (bei Antragstellung in Österreich)
Wie lange dauert die Bearbeitung?
In der Regel 6–8 Wochen ab vollständiger Antragstellung. Verzögerungen entstehen oft durch unvollständige Unterlagen oder Klärungen durch das AMS.
Was kostet die Rot-Weiß-Rot-Karte?
Die Gebühren belaufen sich auf ca. € 120–160, abhängig von Bundesland, Behörde und Aufwand (einmalige Abgabe für Antrag und Ausstellung).
Wie lange ist die Rot-Weiß-Rot-Karte gültig?
Standardmäßig 24 Monate. Danach kann sie verlängert oder in eine Rot-Weiß-Rot-Karte Plus umgewandelt werden.
Was ist die Rot-Weiß-Rot-Karte Plus?
Ein Aufenthaltstitel, der nach mindestens 21 Monaten rechtmäßiger Beschäftigung mit der RWR-Karte beantragt werden kann. Er ermöglicht uneingeschränkten Zugang zum Arbeitsmarkt, d. h. freie Berufswahl und Arbeitgeberwechsel ohne neue Prüfung.
Welche Berufe zählen zu den Mangelberufen?
Die Liste wird jährlich vom Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft (BMAW) veröffentlicht. Beispiele sind:
- Pflegeberufe
- Metalltechniker:innen
- Schweißer:innen
- Softwareentwickler:innen
- Bautechniker:innen
Die jeweils aktuelle Liste finden Sie auf der Website des AMS.
Welche Sprachzertifikate werden akzeptiert?
Für Deutsch z. B.:
- ÖSD
- Goethe-Institut
- telc
Für Englisch z. B.:
- IELTS
- TOEFL
- Cambridge Certificate
Achten Sie darauf, dass das Zertifikat nicht älter als 5 Jahre ist.
Kann ich mit der RWR-Karte den Arbeitgeber wechseln?
Nein, nicht mit der regulären Karte. Nur mit der RWR-Karte Plus ist ein freier Wechsel des Arbeitgebers ohne neue Antragstellung möglich.
Darf ich mit der RWR-Karte auch selbständig arbeiten?
Nein, Selbständigkeit ist mit der klassischen RWR-Karte nicht erlaubt. Für selbständige Schlüsselkräfte oder Start-up-Gründer gibt es eigene Kategorien mit speziellen Anforderungen.
Was passiert, wenn mein Antrag abgelehnt wird?
Sie erhalten einen Bescheid mit Begründung. Innerhalb von 4 Wochen können Sie dagegen Beschwerde beim Landesverwaltungsgericht einlegen.
Kann ich meine Familie mitnehmen?
Ja, mit Familiennachzug. Ehepartner und minderjährige Kinder können einen Aufenthaltstitel beantragen. Voraussetzung ist:
- Ausreichender Wohnraum
- Nachweis der finanziellen Mittel
- Gültiger Krankenversicherungsschutz
Hinweis zur rechtlichen Verbindlichkeit
Dieser Blogbeitrag wurde mit größter Sorgfalt und nach aktuellem Stand der Informationen erstellt. Dennoch ersetzt er keine individuelle rechtliche Beratung. Alle Angaben dienen ausschließlich allgemeinen Informationszwecken und erfolgen ohne Gewähr auf Vollständigkeit oder Richtigkeit. Änderungen der Gesetzeslage oder Behördenpraxis sind jederzeit möglich.
Für verbindliche Auskünfte empfehlen wir, sich direkt an die zuständige österreichische Vertretungsbehörde, das AMS oder eine qualifizierte Rechtsberatung zu wenden.